Minitwin Racing in Brands Hatch


Renn- und/oder Sicherheitstraining - oder wie verbessere ich mein Fahrkönnen.
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Christian #69
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Minitwin Racing in Brands Hatch

#1

Beitrag von Christian #69 » 18.07.2010 13:11

Sooooooooooooooooooooooooo. Die SV steht im Bulli und der Wohnwagen ist gepackt. Heute Abend geht es nach England damit ich dort am nächsten Wochenende 4 Läufe zur Minitwin Meisterschaft in Brands Hatch mitfahren kann. Ich bin mal gespannt was die englischen Jungs draufhaben und werde nach der Rückkehr ordentlich viele Bilder posten.
Gruß Chris

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Roughneck-Alpha
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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#2

Beitrag von Roughneck-Alpha » 18.07.2010 13:15

Super.Ich wünsch dir viel Spaß und Erfolg.
Dieser Post wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gueltig.




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harryschma


Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#3

Beitrag von harryschma » 18.07.2010 23:19

Wünsch die alles Gute Chris, da oben bei den wilden Engländern :D 8O Gruß Harry

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Christian #69
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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#4

Beitrag von Christian #69 » 02.08.2010 6:35

Soooooooo. ich bin wieder zurück aus England und muss sagen das war mein Highlight 2010. Wenn man mit 38 Fahrern auf die erste Kurve zurast hat das schon was von MOTO2. Einen ausführlichen Bericht gibt es die tage dann noch.

Bild
Gruß Chris

harryschma


Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#5

Beitrag von harryschma » 02.08.2010 20:35

Wie ist es Dir ergangen Christian? Bitte baldigst einen Bericht: Gruß Harry PS hast du einige Engländer motivieren können auch mal am Festland ihre Runden zu drehen?

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Christian #69
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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#6

Beitrag von Christian #69 » 02.08.2010 22:12

hast du einige Engländer motivieren können auch mal am Festland ihre Runden zu drehen?
Jau. Die trauen sich dann aber im Gegensatz zu den Österreichern nach Deutschland :wink:
Gruß Chris

harryschma


Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#7

Beitrag von harryschma » 03.08.2010 19:01

unsere Hyos sind ja für Euch viel zu schnell :mrgreen: , da muß man ja mit Drossel fahren :? Gruß Harry :D ;) bier

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Christian #69
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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#8

Beitrag von Christian #69 » 07.08.2010 16:40

Und hier ist der versprochene Bericht:

ACHTUNG LANG :wink:



London calling…

Planung und Urlaub

Die ganze Aktion begann im Frühjahr 2010 mit der Veröffentlichung der Seriensporttermine. Zwischen dem Lauf am Lausitzring und dem am Hocken klaffte eine Lücke von zwei Monaten.
ZWEI MONATE!!!!
Oh mein Gott! Was soll man denn in der Zeit alles machen, um nicht in ein Sommerloch zu fallen oder gar das Fahren zu verlernen? Also ab ins Internet und nach Rennen für mich und meine SV 650 geguckt. Da die Suche nicht gerade von Erfolg gekrönt war, klickte ich eigentlich mehr aus Langeweile auf die Homepage der englischen Minitwin Rennserie. Die Rennen dort haben immer gut gefüllte Starterfelder und bei ca. 35 Startern auf fast identischen Motorrädern gibt es auch ordentlich spannende Zweikämpfe.
Auf einmal wusste ich, dass das suchen ein Ende hatte. Dort stand der herbeigesehnte Sommertermin: Brands Hatch Indy vom 24.-25.07. Vier Rennen. GEIL!!!
So, jetzt hieß es erst mal meine Familie davon zu überzeugen, dass England der richtige Ort für unseren Sommerurlaub sei. (Anm. d. Ehefrau: war nicht sooo schwer, da ich ein großer Englandfan bin…!)
Da ja bis Juli noch genügend Zeit war redete ich mir ein, dass ich mir ja wegen dem ganzen Renngedöns bestimmt keinen Kopp machen muss… Denkste! Wer einmal probiert hat ein englisches Reglement mit Schulenglisch und dem Googletranslator zu übersetzen, der weiß danach, dass man das nicht in einer Werbepause schafft.
Zum Glück war die englische Rennsekretärin Tracey sehr hilfsbereit und nahm mir auch die hundertste blöde Frage-Email nicht krumm, sondern beantwortete sie immer sofort.
Glücklicherweise braucht man für die Rennen auf der Insel nicht besonders viel mehr als in Deutschland. Das einzige was man sich noch besorgen muss ist eine Hundemarke mit Namen und Geburtsdatum drauf und eine Warnweste (man fährt die ersten Rennen in der Rookie Wertung) die über den Kombi kommt.
Nachdem die Fähre gebucht und die Campingplätze reserviert waren konnte es also
losgehen.

18.-19.07.2010
Los geht’s.
Die 500 km von Osnabrück nach Dünkirchen waren bis auf diese A40 Frühstücksaktion, schnell erledigt und so konnten wir uns wenigstens noch ein paar Stunden zum pennen in die Pommfritzbude legen. (Anm. d. Ehefrau: wir besitzen einen Wohnwagen!)
Die Überfahrt nach Dover dauerte nur zwei Stunden und klappte genauso reibungslos wie die spätere Fahrt zum Campingplatz und der Aufbau unserer Festung. Jetzt hieß es erst mal eine Woche lang chillen und sightseeing in Kent, oder wie wir früher sagten „rumfleezen“.

23.07.2010 „Aufzünden“

Nachdem die Klamotten wieder verstaut waren stürzten wir uns wieder ins Abenteuer „Linksverkehr mit Wohnwagen“ und machten uns auf den Weg nach Brands Hatch. Dank unseres Navis schafften wir die Strecke in einer Stunde und konnten jetzt erst mal die Einfahrt zur Strecke suchen, das Navi und die Beschilderung hatten zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen…

Nachdem wir dann doch die Einfahrt gefunden hatten, ging unsere erste Fahrt zum „Race Office“. Dort lernte ich auch endlich meine E-Mail Freundin Tracey kennen, die mir den Zeitplan gab und mir erklärte, dass ich nur noch zur „Noise-Control“ müsse und dann könnte ich auch schon loslegen.
Nachdem wir uns ein schönes Fleckchen im Fahrerlager gesucht hatten, (Anm. d. EF: nah bei den sehr guten und sauberen Sanitäranlagen) adaptermäßig Strom vom Nachbarn geschnorrt wurde, konnte jetzt mit dem Fahrgeschäft angefangen werden. Moppet ausladen und gleich los zur „Noise-Control“, die mir nach der Soundprobe gleich einen OK Aufbappa verpassten, was aber auch bei einer Max DB von 105 nicht wirklich schwer war.
Wieder zurück am Lager wurde die SV aufgebockt, der Luftdruck noch mal geprüft und die Reifenwärmer aufgezogen.

Nach endlosen 1,5 Stunden begann dann meine nachmittags Session und ich war froh, dass es jetzt endlich losging.
Helm auf, Schlüssel umdrehen und erst mal die Boxenausfahrt suchen. Als ich dort ankam, war der Rest aus meiner Gruppe schon los und ich konnte also gleich durchfahren.
Visier runter, umdrehen ob einer kommt und dann ordentlich am Hahn ziehen. Aber was ist das????????? AAAAAAAAAAAAAAAAH!!!
Nach der ersten Kurve scheint man in ein Loch zu fahren, dass in Deutschland vielleicht nur noch auf der Nordschleife zu finden ist. Vom ersten Schock erholt, ging es gleich einen Berg rauf, der in einer 180° Kurve rechts endete und danach gleich wieder abfiel. Lange Zeit zum überlegen blieb nicht, denn die Abfahrt endete in einer engen Links gefolgt von der Gegengeraden. Den Hahn wieder voll aufgezogen, dann eine schnelle Schikane und schon ging es auf die letzte Kurve zu. Diese war erst recht eng, machte dann aber auf, so dass man voll auf Start und Ziel losballerte. Das Problem an der ganzen Sache war, dass ich ja wusste, dass mich jetzt in der ersten Kurve wieder dieses „Loch“ erwartete. Also bei 150 m bremsen, blind nach rechts einlenken, sich wundern warum der Helm auf einmal am Tank befestigt zu sein scheint und ein ungewolltes „ööeeeeeeeeeeeeeehhhhhhh“ Geräusch von sich geben. Man oh man, diese Kurve hatte es echt in sich. Vor der Spitzkehre winkten die Streckenposten dann wild mit der gelben Flagge, da sich die erste SV im Kiesbett suhlte. Bloß nicht davon ablenken lassen, sondern schön an den englischen Jungs dranbleiben. Nach 15 Minuten wurden wir abgewunken und ich habe die ersten km auf einer englischen Rennstrecke unfallfrei überstanden.
Die nächsten Turns waren über den Nachmittag verteilt und am Ende des Tages konnte ich gute 54,6 Sek. auf dem Laptimer vermelden.


Technische Abnahme oder „Once again please“

Wer sich noch mal in irgendwelchen Foren oder abends beim Fahrerlagerbier über die technische Abnahme bei deutschen Rennen beschwert, der soll mal nach England fahren. Hier werden nämlich ganz andere Seiten aufgezogen. Nachdem ich mich brav in die Wartereihe eingereiht hatte, konnte ich schön die „Bionic Control“ beobachten. Da standen nun ca. 20 Fahrer in einer Schlange, hatten ihre Kombi an, den Helm auf und warteten darauf, dass sie von der technischen Inspektorin für aufzündtauglich befunden wurden. Tze, Sachen gibt’s.
Bei der Technik war ich nun auch an der Reihe. Ich durfte dann absitzen, das Moppet festhalten und der Techniker machte den Rest. Nachdem Bremsprobe, Schrauben- sicherungen, Fußrastenkontrolle, Auspuffkontrolle, Rumwackel-ob-irgendwelche-Teile-lose-sind-Kontrolle endlich beendet waren, wurde ein zweiter Techniker zu Rate gezogen und mir wurde auf Schulenglisch und mit Händen und Füßen erklärt, dass ich doch die Löcher an meinem Bugspoiler zukleben sollte, mir beim englischen „Motorsport Dietrich“ eine Kettenfinne kaufen und diese dann montieren müsste. Hätte ich alles erledigt könnte ich wieder vorstellig werden. Gesagt getan! Löcher abgeklebt, Finne gekauft, hoch professionell mit Kabelbindern befestigt und wieder angestellt. Jetzt war alles OK und ich bekam den ersehnten Aufkleber. Jetzt nur noch schnell zur „Bionic“ und dann den Grill anschmeißen.

Als ich da nun im Lederkombi und mit Helm auf, vor der Inspektorin stand, war deren erste Frage, wo denn meine Handschuhe sein. Tina (Ehefrau), die hinter mir stand und Bilder machte, lachte erst mal laut los und ich rannte zu unserem Lager um die fehlenden Handschuhe zu holen. Jaja, was man nicht im Kopf hat…
Beim zweiten Anlauf war dann auch hier alles OK und es konnte endlich mit dem
gemütlichen Teil begonnen werden. Also Grill an und Pils raus.
Prost!


24.07.2010 Ready to race

Um genau 08:15 wurden wir über die Lautsprecheranlage durch ein „Good Morning, Ladies and Gentleman. Please start your engines!“ geweckt und man mag es kaum glauben, aber vorher lief wirklich kein Motor.
Also schön gemütlich frühstücken und dann die SV fürs Qualifiing vorbereiten. Die Contis sahen noch gut aus, also musste nur getankt und die Reifenwärmer aufgezogen werden.

Kurze Zwischenanmerkung. Wer jemals mit dem Gedanken spielt in England aufzuzünden und Continental bzw. Bridgestone Fahrer ist, der sollte sich einen ordentlichen Vorrat an Reifen mitnehmen. Auf der Insel fährt man anscheinend nur Michelin, Metzeler und Pirelli.

So, weiter gehts. Um ca. 11.00 Uhr war das Qualifiing und nach dem zweiten Aufruf zog ich die Reifenwärmer runter und machte mich auf den Weg zur Boxenausfahrt. Dort angekommen scharten schon meine 37 englischen Mitstreiter mit den Hufen und warteten darauf, dass es endlich losging.
Grüne Flagge, Vollgas. Ich kam nicht ganz so gut zurecht, da ich doch ein bisschen mit meiner Nervosität und dem ausgestreuten Bindemittel auf der Strecke zu kämpfen hatte. Am Ende kam eine 55.4 und Startplatz 26 dabei heraus.
Das war zwar nicht berauschend aber das Minimalziel „Mittelfeld“ war erreicht. Da wir Minitwins erst als 9. bzw. 18. Rennen gestartet wurden, hatten wir genügend Zeit uns die anderen Rennen anzuschauen. Außer uns waren noch 1000er, 600er, Triumph Cup, Seitenwagen, Thunderbikes, 250er MZs und noch zig andere Klassen am Start.
Die Zeit verging also wie im Fluge.

Bei Rennen Nr. 7 habe ich mich dann in meinen Kombi gequält und beim zweiten Aufruf ging es wieder los. In der Boxengasse wurde sich der Startposition entsprechend aufgestellt und dann ging es raus auf die Strecke wo wir uns auch noch mal passend aufstellten. Kurz darauf ging es in die Einführungsrunde und zu meiner großen Freude konnte ich feststellen, dass zur ersten Ölspur noch eine zweite und noch größere dazugekommen war. Na super… Aber egal, denn jetzt ging es schon wieder in die Startaufstellung. Ich atmete noch mal tief durch und dann zeigte auch schon das Fahnenmännchen auf die Ampel und alle warten auf das Signal.
ROT
Aus. Feuer frei!
Ich gab Gas, schaltete ein paar Mal hoch und fuhr nun zu dritt oder viert auf das Loch zu. Hier ging schon mal alles gut, also weiter den Hailwood Hill rauf und spät anbremsen um passend die Haarnadel zu erwischen. Das ganze passierte natürlich im Pulk und komischerweise ging alles gut. Nach ca. einer Runde hatte sich das Feld ein bisschen gestreckt und ich ballerte in einer Fünfergruppe um den Kurs. Es lief eigentlich alles ganz gut, bis ich in Runde 4 den Einlenkpunkt Eingangs Start/Ziel nicht richtig bekam und deswegen einen riesen Bogen um die Ölspur Nr.2 fahren musste… Meine Gruppe war natürlich weg und der Rest von den sieben Rennrunden verlief relativ unspektakulär. Ich konnte meinen Platz halten und kam als 23. ins Ziel. Minimalziel Mittelfeld wurde wieder erreicht und beim nächsten Rennen stand ich nun wenigstens drei Plätze weiter vorn. Die Zwischenzeit wurde mit gucken und Eis essen überbrückt. Der englische Sommer meinte es nämlich gut und bescherte uns leichte Bewölkung und ca. 24°C.
Perfektes Moppetwetter!

Beim zweiten Rennen wollte ich jetzt noch eine Schippe nachlegen und so fuhr ich beim zweiten Aufruf wieder in die Startaufstellung.
Vom Ablauf her war alles wie beim ersten Rennen nur dass ich jetzt eine Reihe weiter vorne stand. Auf dem neuen Startplatz stand ich nun und wartete auf das Signal.
ROT! AUS! Feuer frei!
Shit! Ich ließ die Kupplung zu schnell kommen und die SV stieg vorne hoch. Da ich kurz das Gas lupfen musste, ziehen jetzt natürlich ein paar Engländer an mir vorbei. Na wartet! Das Loch erwischte ich gut und beim anbremsen auf die Spitzkehre machte ich auch wieder ein paar Plätze gut. Ich schaffte es mich Platz für Platz weiter nach vorne zu arbeiten, konnte aber wegen einem rutschendem Hinterrad nicht mehr so aus den Ecken beschleunigen wie ich
eigentlich wollte. Die sieben Runden waren eh viel zu schnell zu Ende und am Ende landete ich auf Platz 19. Also geht es morgen wieder eine Reihe nach vorne.

An unserem Lager angekommen, bekam die SV noch einen neuen Race Attack verpasst
und dann begann wieder der gemütliche Teil.
PROST!!!

„All in“

Der Morgen begann wie immer. Unsere Tochter stand um 07:00 vor unserem Bett und
weckte uns. Mein erster Blick ging wie gewohnt nach links zu Frau und Tochter und der zweite ging nach rechts aus dem Fenster. Mein Auge vermeldete Bewölkung, also alles wie immer.
Nervös wurde ich erst als Tina nach draußen ging und von dort verkündete, dass es regnen würde.
Na klar, dachte ich und drehte mich wieder um. Nun doch ein bisschen beunruhigt, klappte das natürlich nicht mit dem rumdösen und so ging ich auch nach draußen um mir selbst ein Bild von der Lage zu machen. Dort sah ich dann das Drama. Leichter Nieselregen sorgte nach und nach für nasse Streckenverhältnisse…
Panik kam auf. Wenn die Engländer schon im trockenen ordentlich am Kabel ziehen, was machen die dann erst im Regen? Innerlich zog ich schon meine Regenreifen auf und überlegte wie man denn wohl im Nassen „Das Loch“ überstehen sollte?
Um 08:00 hörte der Nieselregen dann auf und ein paar Sonnenstrahlen kämpften sich den Weg durch die Wolken.
Hoffnung keimte auf! Bis zum Warm Up waren es noch gut 2,5 Stunden, außerdem erzählte mir mein neuer englischer Freund Tim, dass es hier sehr schnell abtrocknete.
Er sollte Recht behalten. Um 10:00 war die Strecke fast trocken und die erste Gruppe ging komplett auf Trockenreifen raus. Um die Zeit zu überbrücken, packte ich unsere Tochter in den Kinderwagen und spazierte ein bisschen durchs Fahrerlager. Als wir fast auf der entgegen gesetzten Seite waren, kam auf einmal der erste Aufruf für meine Klasse. Shockshit!
Hatte ich mich so im Zeitplan verlesen oder einfach nur zu viel rumgetrödelt?
Egal, denn jetzt hieß es vollgasschiebenderweise durchs Fahrerlager zu rennen. Am Lager angekommen fragte mich Tina schon ob ich heute keine Lust hätte. Zum antworten blieb nicht viel Zeit, denn ich musste mich ja noch umziehen. Irgendwie schaffte ich es dann doch pünktlich zum Vorstart und ich konnte mir selber ein Bild von der Strecke machen. Bis auf ein paar kleine Flecken war eigentlich alles trocken und nach ca. fünf Runden wurden wir auch schon wieder abgewunken. Aha, deswegen ging das also eben vor dem Start alles so
schnell…

Da das erste Minitwin Rennen erst als elftes gestartet wurde, blieb also genügend Zeit sich die anderen Rennen anzugucken. Dummerweise meinten es wohl ein paar Racer besonders gut und so gab es eine rote Flagge nach der anderen und Ölspuren kamen natürlich auch noch welche dazu. Irgendwann wurde eine Pause eingelegt, damit die Strecke neu präpariert werden konnte und zwei Testfahrer drehten Probeweise ihre Runden.

Zwei Rennen vor meinen eigenem begann ich mich fertig zu machen, denn so einen Stress wie beim Warm Up braucht kein Mensch. Beim zweiten Aufruf fuhr ich wieder los und am Vorstart wurde uns signalisiert dass zur Sicherheit zwei Aufwärmrunden gefahren wurden. Auf den zwei Runden konnten wir uns dann auf die neuen Verhältnisse einschießen. Wieder am Start angekommen hatte ich nur noch ein Ziel vor Augen: wenn ich es auf das Treppchen in der Rookie Wertung schaffen wollte, musste von Anfang an alles passen. Bisher hatte ich mich auf den fünften Rookie Platz vorgearbeitet und die anderen waren nicht allzu weit entfernt. Los gings, denn das Fahnenmännchen verließ die Strecke.
ROT. Erster Gang, Kupplung gezogen…
Aber was ist das??? Ich zuckte mit der linken Hand und mir wurde bewusst, dass jetzt eigentlich schon alles vorbei war bevor es überhaupt angefangen hatte. Ich zog die Kupplung und blieb noch mal stehen, weil ich irgendwie doch hoffte, dass ich um die 10 Sekunden Jumpstart Strafe herum kommen würde.

AMPEL AUS. Alle waren natürlich besser drauf vorbereitet und so zogen schon mal die ersten an mir vorbei. Mit ordentlicher Wut im Bauch überholte ich noch einige Fahrer aber bei einer Renndauer von ca. sieben Minuten reichte das nicht für eine gute Platzierung. Nachdem das Rennen abgewunken wurde fuhren wir alle zurück in die Boxengasse und wurden dort von den Technikern gleich aufgehalten. Fünf willkürlich Gewählte mussten zur Leistungskontrolle auf den Prüfstand und fünf andere mussten zur Kontrolle in die Techniker Box. Wenn es mal läuft, dann läuft es und so durfte auch ich in die Technikerbox. Dort angekommen fragte mich als erstes der Techniker ob ich denn keinen Montageständer hätte bzw. ob den mir nicht einer bringen könnte. Anstatt im zu erklären, wenn ich es irgendwie schaffen sollte Tina im Zuschauerbereich zu informieren und sie dann auch wirklich Kinderwagenschiebenderweise mit einem Montageständer in der Box auftauchen würde, dieser nicht für mein Motorrad, sondern für eine Rektaluntersuchung des Technikers gebraucht würde, sagte ich einfach „NO“. So hielt dann also ein Techniker mein Motorrad fest und mir wurde erklärt dass ich doch Tank und Airbox abmontieren sollte. Meine Frage nach Werkzeug wurde mit einem Fingerzeig zu einem Mini Baumarkt Knarrenkasten beantwortet… Na toll, da waren jetzt fünf total verschwitzte Jungs, die alle das gleiche Werkzeug brauchten. Irgendwann habe ich es dann doch geschafft und nachdem die Drosselklappendurchmesser überprüft und für gut befunden wurden, durfte ich dann alles wieder zusammenbauen und zurück zu unserem Lager fahren. Dort angekommen warteten schon die anderen und Tim präsentierte mir das offizielle Rennergebnis.
Platz 29. Ich könnte kotzen! Es hätte alles so schön werden können und dann versaut man es in einer Sekunde. Jetzt hieß die Devise also beim letzten Rennen: „ALL IN“
Da wir erst als 22. Rennen wieder an der Reihe waren, hatte ich also genügend Zeit um mich abzureagieren. Als unser Rennen an der Reihe war, fuhr ich noch mit genügend Restwut über mich selber zum Start. Dort angekommen gab es die gleiche Prozedur wie immer und so schauten alle gebannt auf die Ampel.

ROT. Jetzt bloß nicht zucken…
AMPEL AUS. GAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS!
So, ich komme gut von meinem Startplatz weg und schaffe es die Ersten schon vor dem einbiegen ins Loch zu überholen. Das allgemeine sortieren vor der Spitzkehre kann ich gut nutzen um die nächsten herzubrennen. Dann geht es im Pulk um den restlichen Kurs und es bilden sich die ersten Grüppchen. Meinen Vordermann kann ich nach dem Loch ausbeschleunigen aber jetzt muss ich erst mal die kleine Lücke zu den nächsten beiden zufahren. Als wir dann als Dreierpulk über Start und Ziel kommen, wird schon wild mit gelben Flaggen gewunken. Im Kiesbett zieht eine ER-6 ihre Bahnen und so wird es schon mal nix mit dem überholen vor der Spitzkehre. Den ersten neuen Spielkameraden kann ich erst in der nächsten Runde vor besagter Kurve überholen, aber jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit für den neuen Vorherfahrer. Als wir das nächste Mal über den Zielstrich fahren, werden wieder gelbe Flaggen geschwenkt.
(Wie mir Tina später erzählt, hat es eine SV doch tatsächlich durch das Kiesbett, über den Reifenstapel, bis vor den Sicherheitszaun geschafft. Glücklicherweise ist der Fahrer schon vorher abgestiegen und blieb so unverletzt.)
So ballerten wir also zwei Runden lang im Paarflug um den Kurs. Vor der Spitzkehre würde es nicht klappen, denn da waren wir beide spät auf der Bremse.
Also musste es nun beim anbremsen auf die Linkskurve passieren. Mein Vordermann zieht also nach rechts um die Kurve; ideal zu kriegen und die Chance kann ich nutzen um mich beim anbremsen links dran vorbei zu schieben. Jetzt heißt es Vollgas geben und Platz verteidigen. Die nächste Gruppe ist leider schon zu weit weg und so muss ich mich am Ende mit Platz 20. zufrieden geben.
Erst beim shake hands nach dem Rennen stellte ich fest, dass ich es die letzten Runden mit Gabrielle Burns zu tun hatte. Das ist ein echt fixes Mädel.
Ich fuhr zum Lager zurück und hatte mit diesem Rennen wieder meinen inneren Frieden gefunden. Dort angekommen hatte ich nicht lange Zeit zu relaxen.
Da wir noch eine Woche Urlaub vor uns hatten, wurde gleich mit dem abrüsten bzw. einladen begonnen. Nachdem wir uns von Tim verabschiedet hatten, hängten wir die Pommfritzbude hinter den Trafic und fuhren, total fertig aber glücklich, in unseren Urlaub Teil II.

FAZIT:
God save the Queen for so eine geile Rennstrecke. Wer Lust an harten gut organisierten Rennen hat, der sollte mal den Trip auf die Insel wagen. Man ist schneller und günstiger in Brands Hatch wie die meisten vermuten. Nach Brünn oder zum Slowakiaring ist es im Vergleich dazu eine halbe Weltreise.

Bevor man losfährt sollte man aber noch einige Dinge beachten:
1. Das ganze Reglement durchlesen. Solche Kleinigkeiten wie die Farbe des
Startnummerfeldes oder der Startnummer überliest man schnell.
2. Die Hundemarken mit Namen und Geburtsdatum frühzeitig im Armyshop bestellen.
3. Die Rookie Weste einpacken.
4. Im Zweifelsfall die eigenen Lieblingsreifen mitbringen.
5. Wer es öfter als einmal in der Woche schafft „Fish & Chips“ zu essen ist entweder Engländer oder legt es auf eine Herzverfettung an.

Wegen der Sprache muss man sich wirklich keinen Kopf machen. Meine letzte Englischstunde war am ersten Trainingstag fast punktgenau 20 Jahre her. Ich konnte mich trotzdem irgendwie verständigen. Außerdem sind die Engländer so hilfsbereit, dass sie dir manche Dinge auch fünfmal im Kleinkindenglisch erklären.

In diesem Sinne
EN-GER-LAND, EN-GER-LAND, EN-GER-LAND
Anm. d. EF: kann mich dem nur komplett anschließen!!!
Gruß Chris

harryschma


Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#9

Beitrag von harryschma » 07.08.2010 20:28

Super Geschichte Christian, mach weiter so, das nächste mal von Pannonien od. Slovakien :D Gruß Harry ;) bier

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Christian #69
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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#10

Beitrag von Christian #69 » 07.08.2010 21:22

Das ist doch viieeeeeeeeeeeeeeeeeeeel zu weit weg. Da fahre ich lieber wieder nach England :wink:
Gruß Chris

SVChris


Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#11

Beitrag von SVChris » 07.08.2010 22:19

Feine Schrube! 8)

Hmm...du hast mir ja letztens im Fahrerlager schon den Mund wässrig gequasselt. Ich werd in meinem Kringelleben auch mal auf die Insel fahren!
Am liebsten Cadwell Park :goil:

2011 lockt aber erst einmal wieder Ledenon :twisted:

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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#12

Beitrag von Christian #69 » 08.08.2010 6:49

Oulton Parc soll auch DE LUXE sein
Gruß Chris

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heikchen007
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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#13

Beitrag von heikchen007 » 08.08.2010 21:43

@ Christian

Super geiler Bericht mit tollen Anekdoten. :top: Hab mich ein paar Mal echt weggelacht. :lol:
Ich lehne es ab, eine Schlacht des Geistes mit einem unbewaffneten Gegner zu führen

Schwester vom Oberkaputnik & Tantchen der Nichte

Mutti vom Schilfgras

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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#14

Beitrag von Christian #69 » 09.08.2010 11:21

Da waren auch so manche Brüller dabei :wink:
Gruß Chris

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Screw
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Re: Minitwin Racing in Brands Hatch

#15

Beitrag von Screw » 09.08.2010 14:32

Ich habe seit sehr langer Zeit mal wieder einen längeren Beitrag im SV Forum gelesen - BIS ZUM ENDE! Sehr genial. Ich konnte mit Dir Fühlen!
Danke.
Lieben Gruß

Carsten

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