Nachdem mir diesen Sommer bei einer Autobahnfahrt auffiel, daß bei 7000 Umdrehungen in den Spiegeln eigentlich nichts zu sehen war, fragte ich mich wo eigentlich der ehemals seidige Lauf des 90 Grad V2 hin ist.
Ich hatte dann die Befürchtung, das sich einer der Magnete vom Lichtmaschinenrotor gelöst hat.
Einen Bastelnachmittag später wusste ich das dem nicht so ist.
Also der Kupplungskorb. Sehr ärgerlich denn der war vor gar nicht so langer Zeit gewechselt worden. Der Papierkram entlarvte vor ungefähr 15000 km.
Da ich noch den alten Kupplungskorb zu liegen hatte, entschloss ich mich nicht wieder 400 Euro für ein Ersatzteil auszugeben, sondern den Alten zu reparieren.
So los geht’s.
Zunächst müssen die Nieten ausgebohrt werden.
Nachdem ich erst mit einen kleineren Bohrer die vorhandenen Löcher im Nietkopf etwas tiefer gebohrt hatte um ein Verlaufen des größeren Bohrer zu vermeiden, kann dann mit einen 8,5 er Bohrer der Nietkopf entfernt werden.
Danach sieht es so aus:
Hier sind die Federtaschen durchnummeriert damit später bei der Montage wieder alles an seinen angestammten Platz finden kann.
Die Federn werden dann in nummerierte Tütchen verpackt. Alle Teile werden in Ihrer Position markiert.
Die Nieten können mit einen passenden Durchschlag herausgetrieben werden.
Dann ist es soweit mal ein paar Maße zu nehmen.
Der Kupplungskorb hat ein Maß von 50,23mm
Gar nicht gut!
Mal sehen wie der Zapfen am Zahnrad aussieht.
Schon die matte Oberfläche lässt nichts Gutes erahnen. Aber mit dem Ergebnis habe ich nicht gerechnet. 49,92mm! Wo sind denn da 8/100 Stahl geblieben?
Das Ergebnis ist niederschmetternd 0,3 mm Spiel.
Wenn sich beim Fahren das ganze Paket durch die Fliehkraft auf eine Seite verschiebt sorgt das natürlich für heftige Unwucht.
Der Kupplungskorb soll im nächsten Schritt ausgebuchst werden. Dafür ist es zunächst erforderlich den Kupplungskorb zentrisch aufzubohren oder auszudrehen.
Klingt einfacher als es ist, da Gussteile in der Geometrie nicht so regelmäßig sind wie Drehteile.
Ich hab mich dann entschieden den Kupplungskorb auf ein Vierbackenfutter in der Fräsmaschine aufzuspannen und die aufgeweitete Bohrung anzutasten und so das Zentrum zu ermitteln.
Danach vorsichtiges Aufbohren in 0,5mm Schritten mit einen Ausdrehkopf.Traue meiner Aufspannung nicht so recht, weil man so nur sehr wenig Druck ausüben kann.
Zum Schluss hat aber doch alles gut geklappt und die entstandene Bohrung hat ein Maß von 52,95mm
Warum dieses Maß? Im Kupplungskorb sind 6 Bohrungen, da wollte ich innerhalb bleiben und habe deshalb in Kauf genommen das die später einzusetzende Buchse relativ dünnwandig wird.
Als Material für die Buchse verwendete ich Rotguss RG7.
Der Außendurchmesser beträgt 53,00mm
Die 5/100 Untermaß der Bohrung sind deshalb wichtig um eine Schrupfpassung herzustellen.
Durch den unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten von Aluminium und Bronze muss auch bei Erwärmung über 120 Grad sichergestellt werden das das Aluminium die Buchse fest umschlingt.
Hier ist der Außendurchmesser von 53,00mm fertig. Im nächsten Schritt wird der Innendurchmesser ausgedreht.
Zwischenzeitlich hatte ich schon mal den Zapfen am Zahnrad mit Schmirgelleinen abgezogen. Vorher war der 49,92mm jetzt nur noch 49,90mm dafür wieder schön blank.
Das auszudrehende Innenmaß wird jetzt 49,95mm, da ich davon ausgehe das nach dem Schrumpfen das Innenmaß der Buchse etwas kleiner ist.
Kurze Probe - passt! Okay die Buchse kann abgestochen werden.
Bisher war immer die Rede von Schrumpfen. Ich hab’s verworfen und beschlossen die Buchse mit Loctite 638 einzupressen. Die Vorstellung das die Buchse wandern könnte hat mir nicht gefallen. Vorsicht ist halt die Mutter der Porzellankiste.
Ich verwende Loctite 638 oft, auch im Zusammenhang mit hohen Temperaturen.
Das Datenblatt sagt das bis 150 Grad dauerhaft nichts zu befürchten ist. Wenn’s doch mal wärmer werden sollte hat man, wie man so schön sagt, ganz andere Probleme.
Also einen passenden Dorn gedreht die Buchse auf den Dorn aufgesetzt (Loctite nicht vergessen) und mit dem Reitstock in einer robusten Drehmaschine den Kupplungskorb aufgepresst.
Das Ergebnis sieht man in den späteren Bildern.
Erwähnen möchte ich noch das der Innendurchmesser der Buchse nach dem Einpressen 3/100mm kleiner wurde. Das Spiel an der Stelle beträgt jetzt also 2/100mm.
Das ist wenig wird aber im Betrieb durch die Erwärmung der Bauteile größer.
Damit ist das Kapitel Ausbuchsen abgeschlossen und die neuen Probleme warten schon.
Der Federtaschenkorb hat sich im das Aluminium des Kupplungskorbs eingegraben und dadurch reichlich Spiel
In früheren Beschreibungen wurde hier mit Stahlbuchsen gearbeitet, die den Federtaschenkorb an den drei 17mm Zapfen abstützen.
Diesen Weg wollte ich nicht gehen.
Da ich konstruktiv nichts ändern wollte, bestand also die Aufgabe das entstandene Spiel auszugleichen und die Haltbarkeit zu verbessern.
Ich habe mich dann dafür entschieden mit 6 Einlegeblechen das Spiel auszudistanzieren.
Die Einlegebleche sind aus Federbandstahl C75 gefertigt und 0,8mm stark.
Ich habe sie im Paket gefräst und anschließend in dieser Vorrichtung rotglühend abgewinkelt.
Je nach Verschleiß des Kupplungskorbs können auch andere Blechstärken nötig sein.
Durch das Abwinkeln der Bleche können sie nicht nach oben herausrutschen, nach unten verhindert der Radius und die Schräge das ebenfalls.
Hier von unten zu sehen mit bereits eingelegten Federtaschenkorb.
Nach der Montage des Federtaschenkorbs, der mit leichten Hammerschlägen eingesetzt wurde,
ist zu sehen wie sich der Federtaschenkorb auf den 6 Einlegeblechen abstützt.
Da jetzt die Auflagefläche aus Stahl besteht und sich das Einlegeblech vollflächig ins Aluminium einarbeiten müsste, solle künftig auch die Haltbarkeit gegeben sein.
Hier ist zu sehen das die Geometrie zwischen Kupplungskorb und Federtaschenkorb wieder hergestellt ist. In die Zapfen sind M10 Gewinde geschnitten.
Um die obere Hälfte des Federtaschenkorbes zu befestigen müssen die drei 8mm Löcher aufgebohrt werden.
Ich habe dafür einen 9,7mm Vollhartmetallbohrer verwendet, da das Material gehärtet ist.
Damit haben die Schrauben kein Spiel in der Bohrung.
Die Federn sind wieder eingelegt und das Ganze kann verschraubt werden.
Dafür habe ich Linsenkopfschrauben M10x20 10.9 verwendet die mit Loctite 638 gesichert wurden.
Foto komplett gibt’s leider nicht. Ich hab’s schlicht vergessen.
Zum Schluss noch was wichtiges:
Ich verfolge mit dieser Beschreibung keine kommerziellen Interessen!
Die Kupplung ist zwar wieder eingebaut, ich bin aber damit noch keinen Meter gefahren.
Bin halt Saisonkennzeichenfahrer.
Wie Gut oder Schlecht das Ganze funktioniert kann man erst nach mindestens 10000 Km sagen.
Wenn es Positives oder Negatives zu berichten gibt werde ich von mir hören lassen.
Ich hoffe der Eine oder Andere der gerade in der Problematik steckt konnte dennoch was mitnehmen.